She can – Frauen in ukrainischen Kommunen stärken

Mehr Frauen in politischen Positionen ist nicht nur eine Frage von Gerechtigkeit. Es geht auch darum, dass die Perspektiven von Frauen bei politischen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden. Und gerade im Kontext des Krieges gibt es Themen, mit denen vor allem Frauen umgehen müssen. Der Umgang mit Versorgungsengpässen gehört dazu, Kinderbetreuung, Flucht. Unser Projekt fördert deshalb das gesellschaftliche als auch politische Engagement von Frauen auf mehreren Ebenen.

Auf der politischen Ebene zielt das Projekt darauf ab, Netzwerke aufzubauen. Wir haben Städtefreundschaften zwischen fünf deutschen und fünf ukrainischen Städten initiiert, die aktuell von Bürgermeisterinnen geführt werden. Das Ziel war nicht nur, gemeinsame Maßnahmen und zukünftige Kooperationen zwischen den Städten zu initiieren, sondern die Kommunalpolitikerinnen auch zum gegenseitigen Austausch über ihre persönlichen Herausforderungen in der Politik zu bewegen. Und es zeigte sich in zahlreichen Gesprächen, dass die Hürden für Frauen in der Politik oftmals dieselben sind, ob nun in Deutschland oder in der Ukraine. Nach der Teilnahme an zwei Online-Seminaren kamen die ukrainischen Bürgermeisterinnen schließlich im November nach Berlin, um die nächsten Projektschritte zu besprechen, bevor sie an der deutsch-ukrainischen Partnerschaftskonferenz in Leipzig teilnahmen.

© Helga Lukoschat | EAF e. V.

Eine weitere Ebene, auf der unser Projekt tätig geworden ist, ist die der Zivilgesellschaft. Denn zu beobachten ist, dass Frauen in der ukrainischen Zivilgesellschaft bereits deutlich stärker vertreten sind. Deshalb organisierten wir ein Pilotseminar in Berlin zum Thema „Demokratie braucht Frauen – erfolgreiche Schritte in die Politik“, an dem zwanzig zivilgesellschaftlich bereits aktive Frauen aus der Ukraine teilnahmen. Das Seminar behandelte relevante Themen wie Selbstmarketing, öffentliches Reden, Geschlechtergleichstellung und Medienkompetenz. Diese Frauen leiten nun selbst Gesprächskreise in ihren Kommunen, um Wissen weiterzugeben und mehr Frauen zu ermutigen, lokalpolitisch tätig zu werden. So werden auf diesen Treffen Forderungen zu aktuell wichtigen Themen wie Kriegsfolgen, Versorgungslage oder Sicherheit formuliert, die dann an die Lokalpolitik adressiert werden.

Gleichzeitig setzen wir mit dem Projekt beim Nachwuchs an. Eine dritte Ebene, auf der wir tätig geworden sind, ist im Bildungsbereich. An fünf ukrainischen Schulen in den Gemeinden der Städtefreundschaften werden Girls’ Days organisiert, bei denen wir Schülerinnen aktiv mit Lokalpolitikerinnen und zivilgesellschaftlichen Akteurinnen in Kontakt bringen konnten. Denn auch das gehört dazu: Wir müssen über Role Models aufzeigen, dass Frauen selbstverständlich ihren Platz in allen gesellschaftlichen Positionen einnehmen können.

Das Projekt wird durch das Auswärtige Amt und die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gefördert. D4U e. V. arbeitet gemeinsam mit seinen Partnern Austausch e. V. und EAF e. V. in Deutschland und der Agentur für Entwicklung der Bildungspolitik (AEPD) in der Ukraine.

Mit freundlicher Unterstützung von:

Was erleichtert Frauen in der Ukraine den Einstieg in die Politik? 

Im Rahmen der Projektvorbereitung fanden in der Ukraine Fokusgruppengespräche statt, um die Bedarfe der Frauen zu identifizieren. Hier sind die Ergebnisse. 

1. Teilnahme an Schulungen 

Die Teilnehmerinnen wünschten sich Schulungen und Weiterbildungen zur politischen Entwicklung. Dazu nannten sie als Themen politische Bildung, Wahlkampf, Führungsrollen und die Vertretung in politischen Gremien, Gleichstellung der Geschlechter, Erfahrungen erfolgreicher Politikerinnen und praktische Fähigkeiten für politische Kampagnen.  

2. Zusätzliche Kenntnisse für politische Karrieren 

Die Teilnehmerinnen äußerten den Bedarf an Kenntnissen wie persönlicher Markenbildung, politischem Einstieg für Frauen, der Zusammenarbeit zwischen Politik und Zivilgesellschaft sowie Führungs- und Managementfähigkeiten. 

3. Entwicklung von Fähigkeiten für politisches Engagement 

Die Frauen zeigten Interesse an Kompetenzen wie Medieninteraktion, digitalen Fähigkeiten, Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und öffentlichem Reden. 

4. Bedürfnisse für weitere Beteiligung 

Die Frauen gaben an, von praktischen Schulungen, Mentoring durch erfolgreiche Politikerinnen sowie Treffen mit NGOs, die sich für die Unterstützung von Frauen in der Politik einsetzen, zu profitieren. 

Aufbauend auf den Ergebnissen wurde das Pilotseminar konzipiert. Es gab unter anderem Sessions zu Selbstmarketing, Reden und Argumentieren, eine Paneldiskussion zum Thema Gleichstellung in den Kommunen mit deutschen Expertinnen, sowie einen Workshop zum Umgang mit Medien. 

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